tie123 said:
Ich bin Programmierer. Wenn mein Cheff mich verleiht bekommt er ca 100 Euro die Stunde für mich. Ein völlig normaler Kurs.
Grundsätzlich wär unsere Welt viel schlimmer dran, wenn jeder nur etwas tun würde, wenn er dafür bezahlt werden würde. Es gibt auch andere Motive, die nicht finanzielle Vorteile bringen. Dazu kann ich (bin auch Softw.ing.) nicht erwarten jede Stunde entlöhnt zu kriegen, sondern ich programmiere auch viel mit dem Ziel "Der Weg ist das Ziel". Ich lerne! Und wenn das Produkt auch noch öffentlich verfügbar ist, oder gar sehr bekannt wird, nutzt mir das wiederum bei der Stellensuche. Genauso schreiben viele auch in der IT Bücher nicht wegen der recht mickrigen Bezahlung, sondern um sich einen Namen zu machen.
tie123 said:
Aber den Schaltplan nicht offentlich zu machen, weil er sonst nachgebaut werden könnte, ist genau gegenläufig zum Open Gedanken. Denn das Nachbauen also das in Umlauf bringen ist ja gerade das Ziel.
Das ist eine Frage des Abwägens, denn alles an der Pandora ist nicht open. Aber ich krieg fast die gesamte Software open, die Anschlüsse sind nicht proprietär, die Hardware bietet Moddingstellen und vieles ist weitgehend dokumentiert. Viiiel mehr als Sony, Nintende, Apple usw. je tun würden. Darum nutze ich z.B. auch mp3player von iRiver, nicht vom Marktführer Apple, da keine proprietären Anschlüsse/Kabel, kein DRM und keine SpezialSW nötig. Funktioniert alles out of the box.
Es geht nicht darum alles open zu kriegen, sondern zu verhindern dass alles closed wird, dem Konsumenten möglichst vieles zu ermöglichen. Die FSF ist auch mehr damit beschäftigt GPL Verletzungen und Freiheitsrechte und Konsumentenrechte zu verteidigen als alles möglichst "Free" und "Open" hinzukriegen. Der Idealismus von alles open ist vielleicht genauso wenig erstrebenswert wie alles closed? Ich für meinen Teil bin happy mit der Strategie bei der Pandora, bin aber auch kein HW modder.
tie123 said:
Und die Stunden für die Entwicklung ??
Jetzt sind wir wieder oben. Software kontra Hardware. Software ist teurer. Nur die Programmierer, die die Pandora füttern, die arbeiten meist umsonst. Bis auf ganz ganz wenige kommerzielle Produkte, die für ein Nischen Produkt kommen werden.
Und nicht wenige dieser werden die Software enwickeln als Hobbyprojekt. Wer würde schon hunderte Stunden Entwicklung in einen Emulator stecken, wenn er dafür Kohle haben wollte? Wer würde heute für einen Lynxemulator Kohle abdrücken? Das sind andere Motive. Das Gefühl dabei gewesen zu sein, das dabei Lernen, sich austauschen mit Leuten mit gleichen Interessen. Die Anerkennung in der Community. Nicht jeder denkt nur daran, wieviel er damit verdienen könnte. Und es sind sicher einige Familienväter mit dabei, die wissen was für eine Bedeutung Geld hat... Viele Erfinder wurden reich ohne am Geld interessiert zu sein, einfach weil es automatisch zu ihnen kam. Sie wurden gut, weil sie sich für ihr Hobby begeisterten, nicht weil sie auf die grosse Kohle zielten. Und manchmal stand daneben noch einer, der mehr mit der Vermarktung beschäftigt war und berühmter wurde, nicht nur Steve+Steve sind ein Beispiel für.
Die Pandora ist zwar ein Nischenprodukt, aber es gibt viel (und in Zukunft viel mehr) vergleichbare Hardware und sie kann als Entwicklerplattform dienen für Software, die dann auf mehreren Plattformen läuft (die ganzen Controls, tiefer Zugang zum OS und SW, offene Anschlüsse erleichtern die Entwicklung enorm). Und wer jetzt dafür entwickelt, kommt dann mit Erfahrung zu Jobs als Entwickler für "Nichtnischenprodukte" oder ist bereit, wenn die Pandora doch noch die Verkaufszahlen vom DS toppt
. Viele erste Erfindungen kamen von Leuten aus dem Homebrew Club (okay, auch aus dem Xerox Lab, von bezahlten Forschern).
Persönlich schätze ich einen weiteren Vorteil von Nischenprodukten: Die Cracker lassen die HW links liegen. Womit ich mich dann ziemlich sicher fühlen werde beim surfen mit der Pandora :lol:
tie123 said:
Hardware hat nun den Nachteil, das man investieren muss.
Und oben schreibst du, dass Arbeitszeit auch kostet... Arbeit und Geld sind beides Investitionsfaktoren.
tie123 said:
Die Community gibt einem oder mehreren "Machern" Geld im Voraus um etwas zu fertigen. Eine Garantie gibts nicht. Diese "Macher" können auch Geld damit verdienen. Kein Problem.
(PS. Garantie . Gibts hier auch so gut wie nicht. Wenn hier z.B. nach der Fertigung der 4000 Stück ein unvorhergesehenes Problem auftritt, bei dem z.B. alle Konsolen nach 6 Monaten durch Hitzestau total ausfallen, fängt das keiner auf. Nicht, weil sie es nicht wollen, sondern weil sie es finanziell nicht schaffen.)
Hier sind die "Macher" und die Erfinder dieselben. Das hat dann gerade im Zusammenhang mit der Garantie einen sehr grossen Vorteil. Bei einem grossen HWhersteller kannste nach dem einschicken nicht sicher sein, obs nicht als "Benutzerfehler" abgelehnt oder monatelang verschlampt wird. Wichtiger ist mir die Garantie bzw. die Einstellung der Bauer "Wir strengen uns an, dass die HW möglichst zuverlässig und fehlerfrei funktioniert". Wenn die Pandoraerfinder die HW zugleich bauen, werden sie nicht ihren Gewinn durch Kostenminimierung zu vergroessern versuchen und weniger zuverlässige HW bauen, sondern sie versuchen (siehe aktuelle Aussage) schon in der Produktion einen <1% Ausschuss hinzukriegen und die HW zuverlässig zu bauen. Viele Hersteller verkaufen dir ein Gerät mit Sollbruchstelle (potentiell nach Ende der Garantie) und geben dir eine befristete Garantie, was ein potentielles Problem mit "Machern" wäre. Während ich bei der Pandora genau diese Langlebigkeit der alten IBM Hardware aus den 80ern erwarte. Auch ein grosser Hersteller könnte morgen zumachen und meine Garantie wär nur noch heisse Luft und nach der Garantiezeit interessiert sich auch keiner mehr dafür. Bei der Pandora kann ich darauf vertrauen, dass sie versuchen die HW langlebig zu bauen und im Falle des Falles bin ich nicht ein anomymer Fall in der Masse und quatsche mit einer Hotline in Indien oder China.... Das ist heute geradezu unbezahlbar.
Intel z.B. produziert ihre Prozessoren nicht 100% zuverlässig (s.h. der Prozess ist nicht 100% zuverlässig), da dies zu teuer wäre. Man kann massiv Kosten sparen, wenn man einige wenige % Ausfälle bei den ausgelieferten Prozessoren einrechnet und die Kulanz beim Austausch hoch hält, da die Kostenersparnis in der Produktion aller Prozis massiv höher ausfällt durch geringere Prozesskosten (weniger und günstigeres Material und Intel testet nicht 100% der Funktionen der CPUs !). Und nicht jeder bemerkt Fehler und kommt gleich zu Intel.
Dass die Pandoramacher genau dies nicht machen, diese Zielvorgabe ihrerseits (Hardware, die sie auch selber gerne benutzen werden) ist für mich 1000x mehr wert als jede 3jährige Garantie! Ich brauche ein Gerät das zuverlässig funktioniert und nicht jedes halbe Jahr ausgetauscht werden muss! Auch wenn der Austausch gratis wäre, die ganzen Umstände nerven mich dann viel mehr. Dazu kann bei der Pandora die SW auch von der Community später noch weiter entwickelt werden, sollte es die Firma nicht mehr geben. Durch die Wahl einer standardisierten Distro ist dies sogar sehr sicher. Für ein Gerät, dass ich nach 2-3 Jahren wieder wegschmeisse (ups, es kann nicht mit dem neusten Telefonnetz umgehen, weg damit) würde ich nicht 10-12 Monate warten. Für ein Gerät, das ich in 20 Jahren noch nutzen möchte, schon (wenn ich dann den UMTS8 Stick mit USB6 Anschluss über 2 Adapter am USB2 port angeschlossen kriege...).
