Screeny said:
[...]Dieses Vorurteil, dass der Atom-Prozessor völlig energiefressend und nicht sehr leistungsfähig sei, halte ich mittlerweile für ein schlechtes Gerücht. [...]
Das kommt drauf an. Fakt ist, er ist etwas leistungsfähiger als übliche ARM-CPUs, aber deutlich schwächer als ULV (Sub-)Notebook-CPUs von Intel oder AMD. Dafür verbrauchen Atom-Gesamtsysteme deutlich mehr Energie als ARM-Geräte und (durchschnittlich) etwas weniger als Geräte mit besagten Notebook-CPUs. Man muss nur wissen, was man will. Die ultimative Langlaufzeit erreicht man mit ARM, CPU-Leistung mit höherwertigeren ULV-Prozessoren und Atom ist eben ein günstiges Mittelding, das auch seine Daseinsberechtigung haben kann.
Wer übrigens Atom-Geräte als energiefressend bezeichnet, der meint tatsächlich oft das Gesamtsystem. Größter Kritikpunkt waren bisher die Chipsätze. Da braucht die Atom-CPU nur 1W, prima, Intel wird nicht müde zu behaupten, die Geräte wären daher in der ARM-Liga, dessen SoCs ja auch schonmal bis zu 1W verbraten. Dass der ARM-SoC aber alles mitbringt, samt gestacktem Ram und allen Schnittstellen, der Atom bisher aber größtenteils noch einen 20W-Chipsatz benötigt, fällt dann erst mal untern Tisch... dass es dadurch eben 1W vs. 21W sind, ist ja Nebensache...
Und selbst modernste Atom-Systeme (Pineview, N450, etc.) brauchen noch einiges mehr Strom als Geräte auf ARM-Basis. Mit dem Akku eines Lenovo S10 könnte man durchschnittliche ARM-Geräte Tagelang betreiben und nicht nur wenige Stunden, wie eben besagtes Gerät. Insofern kann man schon verstehen, wenn man (ARM-Geräte im Hinterkopf) bei Atom an einen deutlich höheren Stromverbrauch denkt.
Man vergleiche einfach mal Laufzeit- und Akkukapazitätsangaben zwischen ARM/Android- und Atom-Tablets.
Screeny said:
[...] Dafür sollte man einfach mal dem Fakt in die Augen schauen, dass ARM Prozessoren nun mal keine x86 Unterstützung haben. Dies ist für viele halt sehr unpraktisch, da diese auch gerne "normale" Software laufen haben wollen.
Du meinst "Windows Desktop Software". Denn wer auf dem Desktop schon als normale Software z.B. irgend ein Linux verwendet, der kann auch auf ARM-Tablets eben doch seine "normale" Software verwenden. Sofern ein "normales" OS inkl. X11 installiert ist. Eben z.B. Ångström.
Also: Wer Desktop-Windows-Software betreiben möchte, für den ist der Atom vorteilhaft. Wer genau die selben Dinge tun will, aber dabei nicht auf Windows-Software besteht, der kann auch Alternativen ins Auge fassen und benötigt keinen x86er.
(Als Beispiel: Ich habe im Wohnzimmer einen lüfterlosen Mini-PC stehen, der eine CPU mit MIPS-Instruction-Set beinhaltet. Es ist ein ganz normales Desktop-OS installiert (Debian mit Gnome). Kein Mensch (der davor sitzt) würde sofort erkennen, dass es kein x86er ist. Es würde höchstens auffallen, dass die CPU irgendwie "recht lahm" ist und man würde (zu Recht) einen Pentium 3 oder Athlon der sub-1GHz-Klasse vermuten...
Screeny said:
Ich vermute, dass sich viele auf die ersten Atomprozessoren beziehen, die wirklich nicht so das wahre waren. Aber mit dem 1,66GHz Atom habe ich bis jetzt keinerlei schlechte Erfahrungen machen können. Akkulaufzeit war wie gesagt okay und dafür "normale" Software laufen lassen können....Wunderbar!
Es kommt immer auf die Sicht des Betreibers drauf an. Wer bei 1,6GHz Atom an seinen 1,6GHz Pentium-m, Athlon, etc. denkt, der wird sicher enttäuscht. Auch mit dem modernen 1,66GHz Dual Core. Aber die Leistung des Atoms reicht für das, wozu er gedacht ist, normalerweise prima aus. (Ein N450 1,66GHz ist übrigens tatsächlich nicht wirklich schneller als ein alter N270 1,6GHz.)
Ich nutze unterwegs ein 10 Jahre altes Notebook, dessen P3 leistungsmäßig noch etwas unter dem Atom liegt (aber weit weniger als es die deutlich geringere Taktfrequenz vermuten lässt). Dennoch bin ich zufrieden und kann damit arbeiten, auch wenn der gleichzeitige Betrieb von diversen komplexen Desktopanwendungen etwas mehr Geduld erfordert als am schnellen Desktop-PC. Nach einem Klick auf einen anderen Tab im Browser dauerts halt 200ms statt 20ms, das fällt auf und manch einen stört das halt. Für die sind dann eben die über 1000€ teuren Subnotebooks mit flotter CPU besser geeignet. (Im Übrigen braucht so ein Gerät trotz leistungsfähiger CPU idle u.U. noch weniger Strom als manch Gerät mit Atom-CPU.)
