Ich halte es für wichtig, dass die vollständige Xfce-Oberfläche nicht sehr viel anders ist als auf einem "großen" Rechner. Denn dadurch verstehen die Leute, wozu die Pandora in der Lage ist.
Ein ähnliche Erfahrung hat vor nicht allzu langer Zeit die Mobilfunkbranche gemacht. Am Anfang des mobilen Internets gab es WAP, das "Internet fürs Handy". Das ganze habe ich damals schon von vornherein als zum Scheitern verurteilt gesehen, weil es eben nicht DAS Internet ist. WAP ist zwar meist eine andersartige, gelegentlich vereinfachte Darstellung des "echten" Internet, aber es ist eben anders. Ein komplett anderes Produkt, sozusagen. Eines, das die Erwartungen der Leute ("Es ist DAS Internet") schon vom Prinzip her nie auch nur ansatzweise erfüllt hat.
Dann gab es da noch solche Mobiltelefone wie z.B. den
Nokia 9000 Communicator, mit dem man schon 1996 ins echte HTML-WWW gelangen konnte. Beim 9210 Communicator hab ich's selbst ausprobiert, und - nunja, Webseiten aufrufen ging damit zwar, aber trotz der relativ großen Tastatur und des breiten internen Bildschirms ist da von einer Nutzbarkeit, dir mit der auf einem großen Bildschirm vergleichbar wäre, keine Rede.
Und dann kam Apple.
Ich reiße noch mal an, wie revolutionär Apples Idee war, denn mittlerweile ist diese zum Standard und geworden und wirkt damit nicht mehr so revolutionär, wie sie eigentlich ist. Apple hat mit dem iPhone das erste kommerzielle Produkt mit Multitouch-Bildschirm veröffentlicht und nicht nur darüber verkauft, dass sie damit die ersten auf dem Markt waren, sondern sich umfassend Gedanken zum Zusammenspiel zwischen Bildschirm und Software gemacht. Der Produktionsprozess lief in etwa wie folgt ab: 1. Steve Jobs kriegt Wind von einen Multi-Touch-Bildschirm; 2. Er gibt einem Mitarbeiter (einem GUI-Spezialisten) den Bildschirm und sagt: "Hier, mach mal!"; 3. Der Mitarbeiter erstellt den ersten Prototypen des heutigen iOS; 4. Steve Jobs sieht diesen auf einem iPad-Prototypen und meint: "Hey, damit können wir ein Telefon machen!". Mit anderen Worten: Als erstes kamen die Ideen - eine feste Vorstellung, wie das Endergebnis aussehen würde, gab es nicht.
Und dank des iPhone ist das Surfen im "echten" Internet auf den meisten Mobiltelefonen mittlerweile quasi kompromisslos möglich. Zoomen durch spreizen mehrerer Finger, scrollen durch einfaches Umherschubsen der Internetseiten und dazu noch das über-den-Haufen-werfen einiger etablierter Ideen und Neuerfinden selbiger war, was dem Mobilen Internet zum Durchbruch verholfen hat. Ich weiß noch, dass mein Bruder und ich gemeinsam vom iPhone erfahren haben. Damals meinte ich nur: "Guck, ich hab dir ja gesagt dass es so kommen würde" und ich war mir sicher, dass dieses Gerät Bereiche der Informatik tiefgreifend verändern würde. Mittlerweile ist diese Art der Bedienung bei Mobiltelefonen ja auch Standard.
Dann ist da noch Google Chrome, dessen Macher bestehende Methoden und Prinzipien kritisch hinterfragt und teilweise radikal geändert haben. Chrome war bei Veröffentlichung der erste Webbrowser, der die Tabs plötzlich oberhalb der Adressleite angeordnet hatte. Mittlerweile hat Chrome außer der Vor-/Zurück- sowie der kombinierten Stop/"Neu laden"-Schaltflächen nur noch eine Einzige, hinter der sämtliche restlichen Einstellungen und Funktionen verborgen liegen. Tabs laufen in separaten Prozessen, damit ein abstürzendes Plugin nicht den ganzen Browser mitreißt. Mit anderen Worten: Bei Chrome dreht sich alles um's Dokument, um die spezifische Webseite. Oder anders gesagt: um den Tab.
Und siehe da: es ist radikal, aber gut. Plötzlich machen es (fast) alle Browser so (oder arbeiten zumindest schnurstracks darauf hin).
Man muss allerdings darauf achten, dass die Ideen immer in ein vorher bestehendes Gesamtkonzept passen. Wenn sie das nicht tun, dann bleiben sie - zumindest im das Gesamtkonzept betreffenden Projekt - draußen, und seien sie noch so gut. Es gilt somit also, Bewährtes zu hinterfragen, neue Ideen und Konzepte zu sammeln, auszuarbeiten und AM ENDE zu gucken, ob diese in das Gesamtkonzept passen. Denn eine Lösung, die an anderer Stelle großartig zu sein scheint, muss es im derzeitigen Projekt noch längst nicht sein, sogar wenn sie beim anderen Projekt tatsächlich großartig ist.
Ich habe jetzt gesagt, dass ein "Vereinfachen" von Xfce nur sehr vorsichtig erfolgen sollte, da man ansonsten so etwas hat wie den Vollbild-Modus bei den meisten Webbrowsern erhält - etwas zwar "irgendwie" schon nützliches, aber im täglichen Gebrauch nutzt es kaum einer da es einfach nicht gut in das Gesamtkonzept der Bedienung eines typischen Betriebssystems integriert ist (Gegenteiliges Beispiel wäre hier z.B. Fennec, bei dem der Vollbild-Modus sehr gut in den Rest des neuartigen Bedienkonzepts integriert ist). Es gibt aber auch sehr konträre Gegenbeispiele. So wurde der Webbrowser Opera früher (vor Version 7 war das glaube ich, korrigiert mich falls ich flasch liege) über seine vielen integrierten Funktionen definiert. Diese wollten prominent dem Nutzer präsentiert werden, so glaubte man bei Opera Software. Daher hat Opera früher in der Standardeinstellung viele Leisten mit Symbolen und Funktionen angezeigt. Dies aber hat die Nutzer abgeschreckt: Opera Software hatte zwar viele schöne Ideen und Funktionen eingebracht, aber das Gesamtkonzept dahinter war mangelhaft. Als Opera 7 (wie bereits gesagt denke ich zumindest, dass es diese Versionsnummer war, bitte korrigiert mich falls ich flasch liege) erschien hatte Opera Software einen anderen Weg eingeschlagen. Die Oberfläche war plötzlich aufgeräumter und sauberer - Opera scheinbar (beachtet in diesem Zusammenhang, dass "scheinbar" bedeutet dass es eben nur so schien und in Wirklichkeit NICHT so war) funktionsbefreit. Und siehe da - die Download-Zahlen stiegen an (allerdings darf man natürlich nicht einfach davon ausgehen, dass die neue Oberfläche hierfür der Grund war).
Dabei darf man auch vor radikalen Schritten nicht halt machen, sollte das Grundkonzept dies erfordern - so, wie es Apple z.B. beim Flash auf dem iPad macht. Und es funktioniert. Durch den Verzicht auf Flash bleibt die Akku-Laufzeit hoch (auch, wenn ich bezweifle dass das der einzige Grund für Apples Entscheidung ist, Flash nicht auf's iPhone zu packen, aber das ist eine andere Sache...), (unter anderem) dadurch mögen mehr Leute das iPad und als Resultat stellen so einige Inhalteanbieter ihre Flash-Inhalte mittlerweile auch in anderer, iPad-kompatibler Version zur Verfügung.
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Von daher sehe ich das minimenu als Medaille mit zwei Seiten. Eine Anpassung des Xfce, die auf "großen" Systemen sehr ungewöhnlich wäre, halte ich nur dann für ungefährlich, wenn einerseits den Nutzern auf einfachste Weise die Wahlmöglichkeit zwischen optimiertem und nicht-optimiertem Xfce gegeben würde, und sich andererseits die Änderungen in relativ engen Grenzen hielten. Ich würde das jetzige Xfce eher so lassen als es unbedacht zu verändern. Änderungen daran sollten meiner Meinung nach wohlüberlegt sein. Und es muss eindeutig klargestellt werden, dass minimenu (oder welche beliebige Pandora-spezifische Benutzeroberfläche auch immer) und "das volle Xfce" vom Prinzip her letztlich "auf gleicher Stufe" stehen.
Es bedarf eines Umdenkens - man sollte sich an diesem Punkt nicht andauernd die Frage stellen, was am Ende dabei herauskommen soll, sondern Ideen sammeln - die allerdings im Gesamtkonzept schlüssig sein müssen. Wenn man nur auf die Realisierung einer starren Vorstellung aus ist, welche auf Annahmen basiert die wir heute als gegeben betrachten, dann führt dies womöglich nur zu einer Verschlimmbesserung. So wie bei WAP.
Wenn man einfach nur alles implementiert, das die Nutzer sagen, dann führt das zwar oft zu einer guten Software - aber eben nicht zu einer fantastischen (damit will ich keinesfalls implizieren, dass man als Entwickler nicht auf die Nutzer hören oder gar diese als unwichtig ansehen sollte - das Gegenteil ist der Fall!). Denn das Problem an Funktionswünschen ist, dass bevor diese implementiert sind sich nur wenige Leute Gedanken darüber machen, welche Auswirkungen die Funktionen auf die Nutzererfahrung, Bedienbarkeit und Art der Verwendung der Software haben. "Featuritis" wiederum ist die Manifestierung des Umstandes, dass DER/DIE ENTWICKLER sich zu wenig Gedanken über das Gesamtkonzept gemacht haben.
Wenn man das alles beherzigt, dann kommt man früher oder später auf sinnvolle Konzepte und Ideen. Nehmt z.B. dieses Beispiel: Auf diesem Netbook habe ich keine spezielle Netbook-Oberfläche eingerichtet, dafür lasse ich aber Fenster HINTER die am oberen Bildschirmrand befindliche "Taskleiste" maximieren, welche außerdem nicht ganz nach rechts an den Bildschirm abschließt. Auf diese Weise können maximierte Fenster den gesamten Bildschirm in Anspruch nehmen und man erhält gleichzeitig die gleichen Arten von Kontrolle und Steuermöglichkeiten, die man bei Fenstern auf einem "großen" Rechner (bzw. Bildschirm) auch hätte. Beachtet im folgenden Bild besonders die Ecke oben rechts, dort wird am besten sichtbar dass das maximierte Firefox-Fenster hinter dem Panel ("Taskleiste") schwebt (wäre das Panel etwas weniger hoch (oder die Fenster-Titelleisten etwas höher, im Bild haben beide die gleiche Höhe), dann wäre der Effekt noch stärker):
Somit erhält man die vollen Vorteile einer "richtigen" Desktop-Umgebung samt derer einer für Netbooks angepassten Oberfläche. In diesem Beispiel sind sämtliche Funktionen - auch die des Webbrowsers - voll erhalten geblieben, nur anders implementiert.
Wer gerne Software entwickelt (oder sich einfach nur so für die Themen Nutzererfahrung und Benutzbarkeit von Software interessiert) dem kann ich noch folgende Lektüre empfehlen:
"Human-Centered Design Considered Harmful". Eine sehr gute Erklärung, die einem die prinzipiellen Überlegungen hinter "Human-Centered Design" und "Activity-Centered Design" näherbringt.
Buchtipp:
"The Inmates Are Running the Asylum". Ein großartiges Buch, das auf etabliertem Wissen basiernde Fehlannahmen bezüglich Benutzerfreundlichkeit beleuchtet. Z.B., was genau es so dämlich macht dass Videorekorder vom Ednutzer "programmiert" werden mussten. Oder auch warum Fehlermeldungen meist überflüssig und schädlich sind.
Und hier noch eine
kurze Erklärung dazu, wie man die Wünsche von Nutzern so erhört dass das Resultat tatsächlich gut wird. Diese ist zwar eher oberflächlich, aber sie ist für diesen Bereich ein guter Ausgangspunkt und lässt das prinzipielle Problem verstehen.
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Zu dem Problem der uneinheitlichen Pandora-Software: Was genau sind denn da die Probleme? Sind es die unterschiedlichen Steuer-Schemata, liegt das Problem auch bei inhomogenen Einstellungsmenüs oder was genau ist es, das euch Pandora-Besitzer in diesem Punkt am meisten stört?
