WA1972
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Die Frage ist, was Du jetzt damit sagen willst? Ich, als auch schon in den 40ern, sehe die Sache auch etwas anders als FUSION POWER wenn er sagt: ""Hätten sie mal die Demo-Coder rangelassen, wer weiß was es da für tolle Spiele gegeben hätte"", denn damals war das mit der Demoszene nicht vergleichbar mit etwa der C64- oder PC-Demoszene heute. Am VCS gab`s sowas wie eine Demoszene damals auch überhaupt nicht. Wie auch, wie hätte man für diese Konsole zuhause programmieren sollen, ohne entsprechende Spezialhardware? Die Demoszene entwickelte sich so richtig eigentlich erst mit dem C64, denn da war dies möglich.Akabei said:Jetzt mal ganz ruhig mit den jungen Pferden.
Enduro, Yar's Revenge, Moonsweeper, Cosmic Ark und Pitfall II sind schon nicht mehr ganz so rudimentär wie Pong oder Breakout und das bereits erwähnte Erscheinungsjahr der Konsole sollte man sich noch mal ganz genau vor Augen halten. Ein Apple 1 erschien gerade mal ein Jahr vorher und Commodores PET-Reihe im gleichen Jahr. Selbst ein ZX-80 ließ noch etliche Jahre auf sich warten. Wenn man jetzt noch bedenkt, wie bescheiden sich die Kiste programmieren lässt, mögen zwar aktuelle Demos beeindruckend sein, aber den Charme einer technischen Pionierleistung kann man dreißig Jahre nach der Offenlegung der Hardware auch nicht für sich beanspruchen.
Insofern wage ich auch die Programmierleistung bei Bomberland etwas zu relativieren. Wir haben eben nicht mehr 1983, als z.B. der Soundtrack von Forbidden Forest ein echter, vorher noch nie dagewesener, Hirnfick war. Eine mindestens auch schon 25 Jahre alte Spielidee auf dem inzwischen komplett durchschauten C64 (zugegebenermaßen sehr gut) umzusetzen, halte ich persönlich für weit weniger beeindruckend, zumal sich heutzutage niemand mehr sein Wissen über solche Geräte selbst erarbeiten muss. Tutorials hier, Guidelines dort und Editoren, die einen Fehler in der Syntax automatisch hervorheben, sind alles Sachen von denen Programmierer vor dreißig Jahren nicht mal träumen konnten. Von Deadlines und ähnlichen Scherzen habe ich noch gar nicht angefangen.
Gerade in der C64 Demoszene bewegen sich leider ein paar Leute, die sich für die größten Entwickler seit Leonardo da Vinci halten. Wir könnten alle so geile Spiele programmieren, aber wir haben gerade keinen Bock drauf. Ja, geht klar.:
Aber eines ist auch klar - daß Demos das technische Non-plus-Ultra von Rechnern wie dem C64 oder Amiga darstellen, ist unbestritten. Das war vor allem beim Amiga ja schon damals so. Kein Game kam in Sachen Effekten beispielsweise an die besten Amiga-Demos ran.
Am VCS sehe ich das so. Natürlich gibt`s am VCS viele sehr gute Games, viele davon auch nicht rudimentär was die Grafik betrifft. Hatte ich ja auch nie behauptet, daß die Games rudimentär wären. Bei vielen der Topgames am VCS-2600 spielt die Grafik auch nur nebensächlich eine Rolle, weil die Spielbarkeit das Entscheidende ist. Dennoch ist es schon nochmal ein ganz schöner Sprung in Sachen "technische Effekte" zwischen den grafisch besten VCS-2600-Games und einem Demo wie diesem "Ascend" hier. Von "Pionierleistung" war nie die Rede, aber solche Sachen wie diese rotierenden 3D-Balken oder der drehende 3D-Quader sind schon beeindruckend auf einem VCS-2600. Ich hab sowas jedenfalls noch nie auf dieser Konsole gesehen. In einigen anderen VCS-2600-Demos, die ich mir in den letzten Tagen angesehen hab, wie etwa im Demo "ISO" der Gruppe "JAC", sieht man sich bewegendes Farbplasma in etlichen Farben. Hätte ich auch nie gedacht, daß sowas auf einem VCS-2600 möglich ist, denn die meisten Games bewegen sich zwischen 6 und 16 Farben gleichzeitig, obwohl anscheinend bis zu 114 Farben gleichzeitig möglich sind auf einem VCS-2600, steht zumindest so in den technischen Daten der Konsole.
Deshalb muss man leider schon festhalten, daß es am VCS-2600 zwar viele echt gute Games gibt, aber auch sehr viele Schrott-Games rauskamen. Aufgrund einer damals komplett fehlenden Demoszene auf dem VCS, hätte diese natürlich da auch nichts dran verbessern können. Aber dieser Qualitätsmangel vieler Spielmodule für Konsolen wie eben das VCS-2600, das Intellivision, das Coleco-Vision und noch einiger anderer damaliger Konsolen, war ja auch einer der Hauptauslöser für den damaligen Videospiel-Crash der 1983 das Ende einer ganzen Generation von Konsolen eingeleitet hat. Nach Europa kam dieser Crash verzögert, aber knapp ein Jahr später war es dann auch hier vorbei und es kamen kaum mehr neue Module für`s VCS raus. Ich weiß das noch genau, wie schnell das auf einmal ging. Plötzlich waren die Läden, die immer all die VCS-Spielmodule verkauft hatten, mit ganz anderen Sachen bestückt nud man bekam fast nichts Neues mehr für das VCS-2600. Viele meiner Freunde sind dann zum neu erschienenen C64 gewechselt. Ich dann auch, aber mein VCS hab ich natürlich behalten. Der C64 bot damals natürlich auch etwas, was das VCS nicht konnte weil es eben eine Konsole und kein Rechner ist, nämlich die Möglichkeit sich die Games zu kopieren.
Aber um nochmal auf`s VCS zurückzukommen, man hätte spielemäßig schon mehr machen können aus den technischen Möglichkeiten des VCS finde ich. Aber es kam eben viel Schrott raus, weil viele Firmen auf die Schnelle Geld machen wollten und die Qualität ihrer Games dabei auf der Strecke blieb.Zum Glück hatten damals, in der Topzeit des VCS-2600, auch viele meiner Freunde und Klassenkameraden ein solches und so konnten wir durch Ausleihen der Spielmodule untereinander, schon herausfinden, welche Games gut sind und welche nicht. Jeder hatte so um die 10 bis 30 Games und es kam eine Menge zusammen wenn alle ihre Module beispielsweise mal in die Schule mitbrachten. Beim Kauf neuer Games haben wir dann auch drauf geachtet, solche zu kaufen, die noch keiner hatte. Der Verleih der Spiele untereinander, das war dann sowas wie der Qualitätsfilter für uns alle, denn schlechte Games wurden schnell von jedem aussortiert. Und die Games die alle gut fanden, die hat sich dann über lange Sicht hin, fast jeder gekauft. Also Sachen wie PHOENIX, ZAXXON oder KEYSTONE KAPERS, die hatten dann auf einmal viele Leute, weil es sich dann jeder gekauft hat. Das war das gute an dieser Verleiherei. Aber ich kann mir gut vorstellen, daß jemand der jetzt niemand kannte der auch ein VCS hat, als Folge dessen dann viele Fehlkäufe an Spielmodulen gemacht hat. Also Games die einfach Mist waren. Denn viele Games wurden beworben als gute Spiele und waren dann total stupide. Das galt für`s Coleco-Vision und Intellivision damals genauso.
Und was BOMBERLAND am C64 betrifft, bin ich schon anderer Meinung. Die Sprites, die Vielzahl der Gegner-Sprites, deren Animationen, die Musik, die Levelvielfalt, die Möglichkeiten des Passwortsystems (wie etwa CPU-Gegner im Multiplayer-Modus usw) - das alles macht das Spiel schon zu einem absoluten Hammer! Und was soll man denn bei einem Spiel nach dem Bomberland-Muster an der Spielidee ändern? Die ist natürlich nicht neu, aber das war ja auch nie das Ziel. Ist doch klar, daß man sich da vom Spielprinzip her an Sachen wie BOMBERMAN oder DYNABLASTER orientieren musste, weil dies eben absolute Partykracher im Multiplayer-Modus sind. Jede Änderung des Spielprinzips wäre hier doch ein Nachteil gewesen. Dennoch kommt es aber doch vor allem auf die Umsetzung eines Spiels an, denn es gibt ja beispielsweise viele Bomberman-Games am C64. Aber keines kommt meiner Meinung nach, auch nur annähernd an BOMBERLAND ran. Klar ist es heutzutage, durch spezielle Programme oder auch die Möglichkeiten welche die Emulatoren bieten, leichter, den C64 zu programmieren. Trotzdem muss man aber erstmal das Knowhow haben, dann so ein Game wie eben BOMBERLAND rauszuhauen. Da wird die jahrzehntelange Programmiererei einiger Demo-Gruppen am C64 schon ein technischer Erfahrungsschatz sein, auf den sie hier zurückgreifen können. Denn es ist ja unbestritten, daß Demos die jeweiligen Rechner immer am meisten auslasten und am nähesten an die Grenzen der jeweiligen technischen Möglichkeiten herangehen.
Ob sich jetzt einige der C64 Demo-Gruppen deshalb für die größten Entwickler halten, kann ich nicht beurteilen. Wie es im Forum64 oder im Lemon64-Forum ist, weiß ich jetzt nicht weil ich dort kein Mitglied bin, aber wenn ich mir die Kommentare auf der CSDB öfter mal so durchlese, dann hab ich eher den Eindruck, es herrscht überwiegend eine gesunde Konkurrenz zwischen den Demo-Gruppen. Und davon profitieren ja letztendlich dann alle, die einen C64 haben. Denn dann kann man davon ausgehen, daß demnächst wieder einige hammergeile Demos bei den Competitions oder Demo-Partys rauskommen werden, weil eben jede Gruppe die beste sein will. Ich hab da nix dagegen als Anwender, ganz im Gegenteil.
Ich warte jedenfalls schon auf das nächste Demo am C64, was solche Sachen wie "COMA LIGHT 13" (ist mein Favorit), "EDGE OF DISGRACE" oder "COMALAND" noch übertrifft. Da es beim Nachwuchs der C64-Demo-Programmier-Szene leider nicht so toll aussieht, sollte man die nächsten Jahre noch genießen, denn da wird noch die eine oder andere Demo-Perle rauskommen. Aber die meisten der Top-Programmierer am C64 sind jetzt Mitte 40 und aufwärts. Wenn die alle mal aufhören, wird`s wohl schwierig werden mit guten Neu-Erscheinungen für diesen Rechner. Der C64 war ja quasi schonmal fast tot und wurde dann von Leuten wiederbelebt, die ihn als Kinder gern hatten und quasi zu ihm zurückgekehrt sind. Und sicher haben da auch die Emulatoren einen Anteil dran, daß der C64 so ein Comeback hatte. Aber die Top-Gruppen am C64 sind eben nach wie vor diejenigen, die es auch schon damals in den 80ern gab, als die Leute die heute Demo-Programmierer sind, selbst noch Jugendliche oder Kinder waren.
